Bericht: Richard Lindegger

Fotos: Richard Lindegger

Acht Jahre Winterwoche mit Richard

Etwas zur Abkühlung in den Hundstagen…

Vorbemerkung

Dieser Rückblick gibt schwerpunktmässig mehr Erfahrungen als Skifahrender wieder, da ich ja nur wenig Tagesaktivitäten mit der Mehrheit, also den Wandernden, teilen konnte.

Auftrag

Im Frühsommer 2014 stelle ich an einer Vorstandssitzung die Frage, warum eigentlich keine Winterferien im Programm stünden. Präsident Ruedi Hösli darauf: «Gute Idee, mach doch gleich».

Günstige Preise und Eignung sowohl zum Wandern wie auch zum Skifahren zu erreichen, ist eine Herausforderung. Das führt zwangsläufig in höher gelegene Orte (1800 m) und an den Saisonschluss. In vielen Verhandlungsrunden erreiche ich, gemessen an diesen als eigentlich teuer bekannten Wintersportgebieten, konkurrenzlos günstige Preise in tollen Hotels in Sils-Maria (2015 bis 2017), Arosa (2018 und 2019) sowie ab 2020 in Pontresina.

Hotels

Der Schweizerhof in Sils-Maria, das Altein in Arosa mit ihren tollen Badelandschaften und das Rosatsch in Pontresina mit Bassin sowie Pool und alle drei mit Spas und Saunen haben uns immer sehr gut betreut und manchen Spezialwunsch erfüllt. Das Rosatsch möchte ich noch besonders hervorheben: Coronabedingt reist 2020 nur das Bagage an, weil Bundesrat Berset am Abend nach der Gepäckaufgabe diktiert: «Bleiben Sie jetzt zuhause». 2021 sagen von 29 Angemeldeten deren 14 ab (Restaurants ab März geschlossen). Trotz dieser vielen Umtriebe hielt sich 2022 die Direktion, sogar nun auch unter Vollbelegung des Hotels, an die drei Jahre zuvor offerierten Konditionen: toll, sehr kulant, nochmals grossen Dank, Herr Münch!

Dank

Ohne Helfende fürs Administrative und Wandern hätte ich das nie acht Jahre geschafft. Also nochmals ganz, ganz vielen Dank an Daniela, Micheline, Sonia und natürlich Yolande sowie allen ungenannten Spontanhelferinnen für die jahrelange Unterstützung!
Durchschnittlich melden sich 30 Leute an. Auch Euch Teilnehmenden möchte ich für das Wohlwollen, Verständnis und die Geduld danken, die Ihr uns Leitenden immer entgegengebracht habt. Denn ich bin mir bewusst, dass man Manches anders, auch besser machen kann. Wir durften immer wieder Eure Wertschätzung und Dankbarkeit spüren.

Abende

Wer erinnert sich nicht an die in der Hotelbar ausgelassen tanzenden Grauen Panther in Sils und Arosa, wo der Barpianist nie vorzeitig Feierabend machen konnte, oder an die Jass- und Spielfreudigen unter der Regie der eifrig mitmachenden Elsi? Das wird manchmal laut. Auch Dir nochmals grossen Dank für Deine Einsätze! Oder dieses Jahr an den immer mehr Anklang findenden «Schnäuzler» – auch als «Schwümmer» bekannt –, was mir jetzt auch noch den Ruf als Geldwäscher einbringt, weil ich Karten und eben das Spielmünz coronabedingt jeweils desinfiziert zur Verfügung stelle.

Skifahren mit Wolfi

Die ersten zwei Jahre führt uns acht Skifahrende der Südtiroler Wolfgang durchs riesige Gebiet. Als Skilehrer kennt er alle Geheimtipps von Pisten bis gemütliche Beizen. Nach der Hahnensee-Abfahrt, wo es zuletzt vielleicht noch 200 m wirklich flach geht, klären wir den Unterschied zwischen «seinem» Skilaufen und «unserem» Skifahren: er soll uns doch nur noch das zweite anbieten. Humor ist im Spiel, es wird gestichelt, Sprüche gehen hin und her und wir haben viel zu lachen. Abends ist er dann als Barmann im Hotel im Einsatz.

Skisafari 2018 Arosa

Beim Traversieren von Arosa in die Lenzerheide kommen wir in einen schattigen, steilen und glasig harten Hang. Skibremsen statt Skifahren ist gefragt, es gibt Stürze. Ganz dezidiert erklärt Margrit Berger, das sei ihr letzter Skitag gewesen, was sie denn auch durchzieht. Übrigens: Beim Frauen-Weltcup 2022 kommt an diesem Hang von den ersten fünf Gestarteten keine ins Ziel und auch danach gibt es viele Ausfälle… Mittagessen auf Scalottas mit der traumhaften Rundsicht, danach zurück auf sehr nassem Sulzschnee. Tolles Erlebnis bei Kaiserwetter, aber ich verstehe jetzt, warum viel mehr Skifahrende von der Lenzerheide nach Arosa kommen als umgekehrt.

Im selben Jahr, letztmals mit Guide, verfährt sich dieser und wir stranden weit unterhalb des letzten Skilifts an einer Strasse ob Innerarosa. Lösung: Guide Nino, übrigens ein junger Serviceangestellter unseres Hotels, organisiert ein grosses Taxi zwecks Überfahrt zur Talstation der Weisshornbahn. Wie sagt man dem? Skifahren grenzenlos eben.

Wanderüberraschung

2019 kann ich wegen einer am Vormittag der Gepäckaufgabe (bedeutet schnell noch umpacken!) beim Tennis erlittenen schweren Wadenzerrung nicht Ski fahren, bin aber ab Tag 3 humpelnd beim Wandern dabei. Schneefall, die Sicht ist schlecht, der Pfad tief verschneit. Ziel ist das Restaurant Alpenblick in Innerarosa. Es wird immer anstrengender und steiler, dann kommen wir in der Carmennahütte an, voll im Skigebiet. Nach der dringend nötigen Pause also ein schönes Stück zurück, wo wir die Abzweigung finden. Einzige Konsequenz: Das Mittagessen verspätet sich um gut eine Stunde. In meinen Erinnerungen ist die Tour nun unter Carmennahütte-Gedenkmarsch positiv abgespeichert: werde nie mehr vergessen, wo diese Hütte steht.
Auch Pferdeschlittenfahrten sind öfters im Angebot, meistens als Rückkehr nach einer Wanderung. Einfach zauberhaft, die Winterlandschaft und Stille auf diese Weise einzuziehen.

Wetter

Arosa 2019 ist mir als überwältigend schneereich erinnert geblieben, aber leider auch als Schlechtwetterwoche mit nur einem Sonnentag. 2020 top, aber nur das Gepäck ist dort. 2021 ist eher durchzogen. 2022 treffen wir es etwas besser an, aber der extrem hohe Saharastaubanteil in der Luft vermiest die Aussicht stark: Fotos wie Sepia. Die Woche zuvor: Bilderbuchwetter…

Demut

Mit Erleichterung blicke ich zurück, dass wir von schwerwiegenden Zwischenfällen verschont geblieben sind, oder was eintritt hat bei niemandem nachhaltig schwere Folgen. Mit Arosa 2019 und Corona ab 2020 hat mich das Glück schon etwas verlassen. Den Abschluss dieses Jahr mit zwar erträglich verlaufenden fünf Coronafällen mit glücklicherweise vollständiger Genesung hätte ich aber definitiv nicht auch noch gebraucht. Dennoch ziehe ich ein von Dankbarkeit geprägtes Fazit, denn wir sind ja alle heil geblieben.

Ich wünsche meinen Nachfolgerinnen ein gutes Händchen, gute Entscheidungen, das nötige Glück, viel Freude und viele positive Rückmeldungen!

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