Fotos und Text: Züsi Widmer

Carfahrt nach Romainmôtier mit Abteikirche

Carfahrt nach Romainmôtier vom 24.06.22 

Auch bei kühler und unwirtlicher Witterung ist die Klosterkirche von Romainmôtier ein Magnet! Das nach den Plänen von Cluny um 450 von St. Romain gegründete, damals sehr einfache Kloster, strahlt – wenn auch in den dazwischen liegenden 1600 Jahren durch die Alemannen zerstört (und wieder aufgebaut) und dem Feuer zum Opfer gefallen (und wieder errichtet) und durch die Reformation arg «verdryschaaget» (Kreuzgang abgerissen und Konventsgebäude entfernt) – immer noch eine unglaubliche Faszination aus. Der romanisch schlichte Stil vermittelt Ruhe, lässt ein wenig andächtig erschaudern.
Durch St. Romains Gründung entstand der Name «Romanum Monasterum», also Romainmôtier. Das ^ steht für das verloren gegangene s.
Benediktinermönche lebten von 990 bis 1090 darin und so erhielt Romainmôtier den Status eines Priorats, also einer Abtei. Nach der Eroberung der Waadt (Hans Franz Nägeli) 1536 wurde das Kloster aufgehoben. In Folge der Säkularisierung entstand eine enge Verbindung zu Savoyen, dem Feind von Bern. Das führte zum oben erwähnten Abbruch des Kreuzgangs, eine Art «Verbrechen» an diesem Juwel der Romanik
Der Rest, der uns als ältestes Gebäude des romanischen Stils in der Schweiz erhalten blieb, ist Zeuge dieser Zeitepoche. Wunderbare Fresken sind in ihren diskreten Pastellfarben mit Episoden der Biblischen Geschichte zum Glück noch erhalten. So auch die gemalte Verzierung des Rippengewölbes, welches dann schon von den Erneuerungen durch die Gotik zeugt.
Der Stein eines Grabes aus der Keltenzeit von ca. 930 dient jetzt als Kanzel. Er trägt die typischen in sich verschlungenen Ornamente, wie sie in Irland auf den Grabsteinen zu sehen sind. Eine Rose in der Mitte versinnbildlicht die «Einigkeit», eine stilisierte Lilie die «Reinheit»
Das alles erzählte uns mit grossem Wissen und Begeisterung die Dame, welche die 23 grauen Pantherinnen und einen Panter durch die Kirche und ihre Schätze begleitete.

Im Gegensatz zur ehrwürdigen ehemaligen Klosterabtei ist die dortige Orgel aus dem Jahre 1972, gebaut von Neidhart und L’Hôte. Unsere mitgebrachte Organistin aus Bern, Christine Heggendorn, musste über ein angestelltes Leiterchen zu den 4 manualen Tastaturen des Instrumentes klettern. Dort, zwischen den Gehäusen von Rückpositiv und Hauptwerk eingeklemmt, legte sie ein vielfältiges, ernstes und auch witziges Konzert hin, mit Werken klassischer Musik, J. S. Bach und Volksweisen. Es erklang sogar ein Boogy Woogy und ein Stück der Italienischen Renaissance, um die enorme Vielfalt dieser Orgel mit dem, selten in der Schweiz anzutreffenden, Register der spanischen Trompetenpfeifen zu demonstrieren und erklingen zu lassen. Ein freudvoller Abschluss.
Um 12.00h, nach der Ankunft mit dem Car und einem köstlichen Mittagessen im Maison du Prieur gleich neben der Abteikirche, wurde der Abschluss unseres Ausflugs gekrönt von diesem mächtigen heiter-ernsthaften Orgelkonzert.
An Marianne Mantel einen grossen Dank für die fantastische Organisation in allen Belangen und Christine Heggendorn für das fulminante, registerreiche, musikalische Finale.

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