Text und Fotos: Daniel Megert

Das Centre Dürrenmatt Neuchâtel

Begegnung mit einem Giganten der Schweizer Kunstgeschichte

Ursula Torres liess sich von Züsi Widmer würdig vertreten, als wir 12 Panther uns ins Centre Dürrenmatt aufmachten.
Gleich am Bahnhof in Neuenburg verpflegten wir uns im Chinois Mei Jing auf der sonnig- herbstwarmen Seeterrasse mit einem feinen asiatischen, bezahlbaren Mahl bei effizientem Service.

Danach führte uns Züsi den Hügel hinauf ins Reich unserer geplanten Begegnung mit diesem Urgestein der Schweizer Künstler: Friedrich Dürrenmatt, begnadeter Schriftsteller, Maler, Dramatiker und Intellektueller. Wer kennt sie nicht, seine, mit vielen internationalen Auszeichnungen belohnten Werke, wie z. B. die Physiker, der Besuch der alten Dame, oder «Es geschah am helllichten Tag»?
Viele dieser Werke wurden verfilmt, in berühmten Häusern von berühmten Darstellern aufgeführt – sogar in den USA.

«Ich bin gerne Schweizer», sagte FD wiederholt. Damit meinte er nicht die Nation, sondern das Nebeneinander der vier verschiedenen Kulturen. Doch für Dürrenmatts Verhältnis zur Schweiz gilt, was er einmal in Bezug auf einen erfundenen Liechtensteiner Schriftsteller formulierte. Er war mit ungeheurem Vergnügen Liechtensteiner und nur Liechtensteiner. Für ihn wurde Liechtenstein zum Modell der Welt. Er hat es verdichtet und erweitert, aus Vaduz ein Babylon gemacht und aus seinem Fürsten mindestens einen Nebukadnezar erschaffen.

Sein Werk zu würdigen bedarf grosser intellektueller Anstrengung, darum lass ich es damit bewenden, jedermann und jederfrau den Besuch im Dürrenmatt Centre in Neuenburg ans Herz zu legen. Gehet hin und bildet Euch!

Schaut euch die Ausstellungsstücke im 3 Untergeschoss an. Bewundert die Grossartigkeit der absurden Sterbeszene des Prokuristen Böckmann, welcher, sterbend, ermordet werden soll, um ihn daran zu hindern zu beichten. Diese Szene, aus Frank der Fünfte, mit Therese Giehse und Hubert von Meyerinck, den Erklärungen Dürrenmatts zu lauschen, wie er diese, für ihn zentrale und groteske Szene aus «Franks des V», selber beurteilt… Grossartig, wie Ottilie den Frank da bittet zu singen «Es ist Nacht, dunkle Nacht ohne Ende». Eine Geschichte aktueller denn je, darüber, die Gaunerei zur Geschäftsgrundlage zu erheben… Dürrenmatt diesem gigantischen Visionär wird nur gerecht, wer wenigstens versucht, sein Werk zu erkennen.

Versetzt Euch in diese fantastische Botta Architektur, wie sie sich nahtlos ins alte Wohnhaus der Dürrenmatts integriert. Sinniert vor der Sixtinischen Kapelle über die Zwanghaftigkeit des «Stillen Örtchens» zur Erleichterung von Gewissen und Wohlbefinden. Bewundert seine Malereien und geniesst die schreiende Stille der Werke in diesem tollen Gebäude.

Danke an Züsi und Ursula Torres für diese wunderbare Idee zum Besuch der alten Damen (und Herren) mit unserer vergangenen Zukunft.

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