Das Sterben mehr ins Leben zurückholen
Weisst du, dass es im Bremgartenfriedhof einen Abdankungstempel für Hindus gibt? Dass heutzutage 90 Prozent der Verstorbenen kremiert werden? Dass die Bestattung im Gemeinschaftsgrab für StadtbernerInnen nur 250 Franken kostet? All das erfuhren die 13 PantherInnen, die anfangs Juli das Krematorium und den Bremgartenfriedhof besuchten. Ina-Brigitta Plickert hatte die Veranstaltung verdienstvollerweise organisiert, aber ihre Idee stiess nicht überall auf Begeisterung… Krematorium – das riecht vielen zu stark nach Tod.
Silvana Pletscher, die Geschäftsführerin des Berner Krematoriums, kennt diese Vorbehalte. Deshalb freut sie sich auch über jede Führung: «Das Sterben mehr ins Leben zurückholen» ist ihr Credo. Konkret zeigen was passiert, wenn jemand gestorben ist. Das Krematorium wird betrieben von einer Genossenschaft, und das von Anbeginn. Anfang letzten Jahrhunderts beharrten vor allem die Katholiken auf Erdbestattung, und da sich die Stadt keinen Ärger einhandeln wollte, ergriffen Private die Initiative für den Bau. So ist es bis heute geblieben: Das Krematorium ist privat, die Friedhöfe sind staatlich. Seit dem 2. Vatikanischen Konzil ist die Einäscherung auch bei den Katholiken zugelassen, und mittlerweile sind Urnengräber (fast) der Normalfall.
Den geschichtlichen Abriss gab Silvana Pletscher in den beiden Abdankungshallen, danach führte sie uns in den neu gestalteten Krematoriumsbereich. Angehörige können ihre Verstorbenen bis zum modernen Verbrennungsofen begleiten, wenn sie das möchten. Manchen von uns ging es sichtlich nahe als wir sahen, wie ein echter Sarg ins Feuer geschoben wurde… Etwa drei Stunden dauert es, bis der Leib zu Asche geworden ist. Danach sind wieder die Hinterbliebenen am Zug: sie entscheiden, wo der/die Verstorbene die letzte Ruhestätte haben soll. Wie viele Möglichkeiten es dafür allein im Bremgartenfriedhof gibt, sahen wir beim anschliessenden Rundgang.
Mit seinen locker verstreuten Gräbern, Bäumen, Wegen und Bänken erinnert das 16 ha-grosse Gelände mehr an einen Park als an einen Bestattungsort. Thomas Hug ist Leiter des Bremgarten Friedhofs. Mit sichtlichem Stolz zeigte er uns diesen Ort der Weltreligionen. Nebst Christen unterschiedlicher Ausrichtung finden nämlich auch Juden, Moslems und eben Hindus ihren Platz. Noch heute erinnert sich Hug schmunzelnd daran, wie der kleine Tempel entstand. Dafür waren eigens aus Indien eingeflogene Steine und Tempelbauer zuständig. Kein Wunder, dass die Einweihungszeremonie danach Stunden dauerte. Weniger spektakulär präsentiert sich das Feld für die Moslems. Hier ist vor allem wichtig, dass die Toten in ihren Särgen nach Mekka gebettet werden. Nach einem kurzen Blick auf den Grabstein von Mani Matter strebten wir dem Ausgang des Friedhofs zu. Spannend war’s, und merci an alle, die uns diesen Einblick gewährt haben!