Bericht: Manfred Welte

Fotos:Ursula Rausser

Energiezentrale Forsthaus

Wer nicht dabei war, hat was verpasst. Ja, die Führung Ende November 21war wirklich interessant. Schon von aussen ist das 2012 in Betrieb genommene, wie ein Schiff konzipierte Gebäude, mit der 310 m langen Front, eindrücklich. Nach dem freundlichen Empfang und der Prüfung des Corona Zertifikates wurden wir mit einem gelben EWB-Gilet, Helm, Schutzbrille und Kopfhörer ausgerüstet. Und dann ging’s los, entlang der endlos langen Glasfront. Durch die bunten Bullaugen gewannen wir schon erste Eindrücke, was uns im Innern so alles erwarten wird.

Und das war dann gigantisch.

Unser Guide, deckte uns kompetent mit überraschenden Zahlen und Fakten ein. Die Energiezentrale ist aufgeteilt in drei Anlagen.  
1. Kehrrichtverbrennungsanlage, 2. Holzheizkraftwerk und 3. Gas- und Dampf-Kombikraftwerk.

Bei der Kehrichtverbrennungsanlage werden pro Tag an 6 Toren von ca. 200 Lastwagen 480 t Chüder angeliefert. Der Abfall landet in einem Sammelbecken. Ein Kran mit einem riesigen Greifarm nimmt pro Einsatz 5-6 t auf und leitet den Abfall weiter in einen riesigen Trichter   als Zwischenlager, danach wird alles bei 1000 Grad verbrannt. Hier wird in 4 Schichten gearbeitet. Interessant: Samstag und Sonntag läuft der Betrieb des Verbrennungsofens sogar automatisch. Die Schlacke kommt dann auf die Deponie Teufental. Der 400 Grad heisse Wasserdampf aus der Kehrrichtverbrennung strömt mit einem Druck von 40 bar durch die Dampfturbine. Durch die Drehbewegung wird ein Generator angetrieben und Strom erzeugt.

Im Holzheizkraftwerk werden im Jahr 112 000 t Holzschnitzel (Abfallmaterial und Holz aus  unseren  Wäldern) verheizt und in einem geschlossenen Wasserkreislauf von 180 Grad heissem Wasser ins 47 km lange Fernwärmenetz der Stadt Bern geleitet. Damit wird 1/3 der Stadt gut versorgt – z.B. das Inselspital, das Bundeshaus, die Universität und der Hauptbahnhof Bern. Ziel ist es, die Leistung auf 70% zu steigern. Der heisse Wasserdampf wird ebenfalls mit Dampfturbine und Generator in Strom umgewandelt und ins Netz geleitet.

Das Gas- und Dampf-Kombikraftwerk hilft mit, dass nichts in die Luft entweicht. Eine heisse Gas-Luft-Mischung dehnt sich aus und treibt eine Gasturbine an – diese funktioniert gleich wie eine Flugzeugturbine. Mit einem Generator wird auch wieder Strom hergestellt und ins Netz eingespeist. Zum Schluss erfuhren wir noch, dass das durch die Turbine erzeugte Rauchgas sauberer ist als unsere Luft.

In den 1 1/2 Stunden ging’s liftauf und liftab durch das ganze Gebäude. Der Höhepunkt war dann letztlich der Turm mit der riesigen Weitsicht. Die Anlieferung des «Chüders» und die Entleerung in den gigantischen Schacht, mit dem riesen Greifer, war für uns alle sehr eindrücklich. All die grossen Röhren und Durchblicke in Verbrennungsöfen waren ungemein spannend. Während der ganzen Führung sind wir erstaunlicherweise nur wenigen Angestellten begegnet. Und der Gedanke, dass unsere gefüllten Kehrrichtsäcke, die wir einfach so vors Haus stellen, auch «Nahrung» in dieses ganzen gigantischen Getriebes liefern, fühlt sich ganz unwirklich an.

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