Im Schatten von Corona: Enkeltrick einmal anders
Kurz bevor Trump die Rollläden herunterliess, kamen wir Ende Februar von den USA in die Schweiz zurück. Wir freuten uns sehr, unsere Familien und die sieben Enkel wieder zu sehen. Leider machte uns der Bundesrat einen Strich durch die Rechnung, indem er uns in die Corona-Risikogruppe einteilte mit dem Auftrag, uns nirgends mehr blicken zu lassen.
Kurz darauf wurden die Schulen geschlossen, und für unsere Familienmütter wurde die bisherige Doppelbelastung zur Dreifachbelastung. Diese wurden sofort zur Vierfachbelastung als noch die Herren des Hauses das Schlafzimmer zum Home-Office umbauten. Die Mütter hatten damit nebst allem andern für Ruhe und Ordnung zu sorgen: «Jungs, seid mal ruhig, Papa hat ein wichtiges Meeting».
Die grösseren Enkel kamen mit dem Homeschooling gut und selbständig zu recht. Unsere kleineren Enkel hingegen brauchten Anleitung und Unterstützung, um die Aufträge der Schule abzuarbeiten. Hier konnten wir nun mit den Videochat-Programmen die Schulung übernehmen und die Mütter entlasten. Leider zeigte es sich, dass ich den Anforderungen der Zweit- und Drittklässler in Mathe nicht gerecht wurde – «Pepe, das rechnet man anders». Auch im Franz genügte mein «ici fondeval»-Französisch den modernen Anforderungen als Lehrer nicht. Meine Frau Ursula übernahm in der Folge den Schulungsteil, und ich wurde zum Verantwortlichen des nachmittäglichen Bespassungsprogramms eingeteilt. Zum abgemachten Zeitpunkt spielte ich mit den Enkeln online-Spiele wie Yatzy, UNO, Jassen, Vier gewinnt, etc. («Bschisse» inbegriffen).
Damit die Väter ruhiger arbeiten konnten, war ausserdem ein täglicher Waldspaziergang angesagt. Mit der Zeit fanden die älteren Enkel dies öde und langweilig. Wir mussten eingreifen und stellten einen Postenlauf im Stile eines OL zusammen. Bei diesem «Fasitrail» mussten die Enkel mit Karte kreuz und quer durch den Wald verschiedene Aufgaben erledigen, Rätsel lösen und Objekte fotografieren. Höhepunkt war der Posten 60, wo es galt, in einer grossen Holzbeige versteckte Ostereier und Schoggihasen zu suchen. Auf die Frage, wie er den Trail fand, meinte der 13-jährige Tom: «super, endlich war mal was los»!
Auch der sonntägliche virtuelle Familienapéro war schön, aber nichts kann den persönlichen Kontakt und die spontanen Gespräche ersetzen. Es ist schon eine spezielle Zeit, und ein Kollege von mir meinte dazu ironisch «dass ich das noch erleben durfte»…
Und was meinten die Enkel zu dem Fernunterricht? Stellvertretend dazu ein Aufsatz unseres Erstklässlers Nino – er musste für seine Lehrerin eine tägliche Geschichte schreiben