Aus Feuer und Sand geformt… Besuch der Glasi Hergiswil
10 Personen treffen sich am frühen Morgen mit grosser Freude darüber, dass das heutige Ereignis stattfinden kann – dank guten Corona Schutzmassnahmen. Herbstliche Stimmungsbilder begleiten unsere Bahnfahrt Richtung Luzern. Die Birken, deren letzte Blätter in der Sonne leuchten, inspirieren Züsi zum poetischen Ausdruck «ein Gedanke in Gelb».
Die Glasi Hergiswil wurde im Jahr 1817 gegründet; seitdem entsteht aus Sand, Kalk, Soda und anderen Mineralien mit Hilfe von Feuer und Wasser flüssiges Glas, welches eine honigartige Konsistenz aufweist. Im spannend gestalteten Museum erfahren wir auf einem Rundgang durch verschiedene inszenierte Räume viel über die Entwicklung eines sehr komplexen Handwerks und über wirtschaftliche Höhen und Tiefen. Wirklichkeitsnah stehen wir nun im Büro des Arbeitgebers, wo die Handwerker vor Jahrzehnten ihren Lohn persönlich abholten: der Schreibtisch steht erhaben und räumlich abgetrennt mit einem Geländer, welches die Hierarchie klar unterstreicht. Es wird uns bewusst, wie viele Wälder zerstört werden mussten, um den Glasofen über 24 Stunden in Betrieb zu halten. Wir hören, dass die Gebrüder Siegwart (Vorgänger der Familie Niederer) 1975 den Anschluss an die neueste Glasmachertechnik verpassten und die Glasi Hergiswil hätte schliessen müssen – wäre Roberto Niederer damals nicht durch die Übernahme die Rettung des Betriebs gelungen.
In verschiedenen Glasbearbeitungsprozessen – Blasen, Giessen oder Pressen – werden von den Glasmachern (die vorwiegend aus Portugal stammen) fragile Kunstwerke kreiert. Die Besuchergalerie gewährt besten Ausblick auf die Glasmacher-Plattform, wo die Handwerker in präziser Zusammenarbeit Hand in Hand die Arbeitsprozesse koordinieren. Wir lernen, dass der Glasofen eine Temperatur von 1500º Celsius aufweist, eine Lebensdauer von 7-8 Jahren hat und 3 Millionen Franken kostet. Von grosser Bewunderung erfüllt betreten wir nun das Glasarchiv, wo von den meisten hier hergestellten Produkten ein Exemplar in den Vitrinen steht. Alte Erinnerungen werden wach, etwa an das Salzgefäss mit Holzdeckel, welches in der Küche meiner Grossmutter stand.
Es bleibt noch etwas Zeit, um nach Lust und Laune die verschiedenen Glasi-Bereiche zu erforschen. Einige tauchen ein ins Glas-Labyrinth oder lassen sich verzaubern in den zwei Verkaufsräumen – wo das eine oder andere Glaskunstwerk den Besitzer wechselt.
Nach einem nahrhaften Mittagessen spazieren wir zum Bahnhof und verbringen die Rückfahrt mit angeregten Gesprächen. Schön, dass unseren Erinnerungen – Züsi sei Dank – ein neues Erlebnis hinzugefügt werden konnte!