Bericht:
Margrit Berger

Fotos:
Margrit Berger

In der Kirche von Erlenbach im Simmental

Von weitem grüsst die strahlendweisse Kirche mit dem markanten achteckigen Turm! Erwartungsvoll streben etwa zwanzig PantherInnen aufwärts, überqueren eine von David Tschabold 1816 überdachte 58stufige Kirchentreppe, ein Meisterwerk, deren Konstruktion dem damaligen Brückenbau entspricht. Am Kircheneingang heisst uns eine etwas verblasste Christophorusmalerei (Symbol der Reisenden) willkommen. Unter der kundigen Führung von Pfarrer Klaus Bäumlin, ehemaliger Pfarrer der Nydeggkirche Bern, seit Kindheit mit der Geschichte Erlenbachs wie der Kirche bestens vertraut, heisst es, Eintauchen ins 11. Jh., zu den Anfängen des Kirchenbaus und in die bewegte Geschichte. Unter den Weissenburger Schirmherren wurde die Kirche von den Bernern geplündert, doch erstatteten sie 1303 die Geräte zurück. Berühmt sind die zwischen 1420 und 1430 entstandenen „Al-Secco“-Malereien, mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament, ein bewährtes „Unterrichtsmittel“, für die damals des Lesens Unkundigen … (z.B. Adam und Eva beim verbotenen Apfelpflücken im Paradies oder die drei Weisen aus dem Morgenland). Mit der Reformation musste der Bilderschmuck verschwinden; in weiser Voraussicht wurden die Malereien nicht zerstört, sondern nur übertüncht. 1930 entdeckte der Vater von Klaus Bäumlin, Richard Bäumlin, Farbspuren – damit kam ein verborgener Schatz zum Vorschein! Der Kirchgemeinderat liess sich auf das grosse Abenteuer ein, und die Wandmalereien wurden hervorgeholt! Kirche und Pfarrhaus stehen heute unter Denkmalschutz.

Abrupt kehren wir in die Gegenwart zurück. Ein köstliches Mittagessen wird uns im Restaurant Hirschen serviert, bevor wir zum Museumsbesuch ins stattliche Agensteinhaus aufbrechen, das nach dem verheerenden Dorfbrand von 1765 entstand. Dieser Bau zeigt den gängigen Typ des dreistubenbreiten Zweigenerationenhauses. Zum Wohnen, Schlafen, Essen und Arbeiten dienten die drei Stuben, die mit antiken Möbeln eingerichtet sind. Die in barocker Manier bemalte und beschriftete sowie stark verzierte, nach Süden gerichtete Hauptfassade gilt als Meisterwerk. Dieser Bau, Musterbeispiel eines Bauernhauses des späten 18. Jh., ist ein Juwel des Tales. Der mit dem einzigartigen Ringzaun umfasste Garten trägt wesentlich zum Gesamteindruck bei. Reich mit mannigfaltigen Eindrücken befrachtet, gehen wir zum Bahnhof, wo wir mit heftigen Regenschauern vom Simmental verabschiedet werden. Vielen Dank, liebe Züsi, für den interessanten Tagesausflug, sowie ein herzliches Dankeschön an Pfarrer Bäumlin für die packende und vielseitige Führung!

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