Bericht:
Trudi Kummer

Foto:
Yolande Burnod

Eine neue Wohnung im Alter – was kommt alles auf mich zu?

Damit wir uns nachher anderem zuwenden können, dies vorab:
Unter ungünstigen akustischen Bedingungen haben wir am 13. November dem Vortrag von Anna Schindler beigewohnt, auch noch, nachdem eine von uns auf die schwierige Tonqualität hingewiesen hatte. Zum grossen Glück halfen uns immer wieder gute Lichtbild-Präsentationen auf die Spur. Nach dem Referat waren wir erfreut, dass Jean-Luc Moreau ein kleines Ansteckmikrophon testete, unter Assistenz einer Sachverständigen, die hinterher wusste, wo man im neuen System auch noch hätte drücken müssen! Jetzt kann es nächstes Mal nur noch besser werden… Somit wenden wir uns jetzt getrost unserem heutigen Thema mit Frau Schindler zu.

Bertino Somaini sagt uns einleitend, dass die Referentin seit 2012 Partnerin von age network ist, das sind 3 Gerontologinnen und ein Netzwerk von weiteren Fachleuten, die Assistenz und Beratung im Altersbereich anbieten. Frau Schindler stellt fest, dass wir mit den 10 Männern und 40 bis 50 Frauen im Publikum ungefähr die Proportionen der älteren Bevölkerung vertreten. Dann zeigt sie uns auf, wie sich mit den Jahren das Leben im Altersheim verändert hat. Mal war man dort Insasse (ab ca. 1940) und wurde verwahrt, später war man Patient und wurde behandelt (ab ca. 1960), im Wohnbereichskonzept wurde man aktiviert, zu Leistung angestossen (ca. 1980-1990), in der Hausgemeinschaft dann leben die Bewohnenden in Geborgenheit und Normalität, und seit ca. 2010 im Quartierhauskonzept leben wir Älteren und Alten in Privatheit, Gemeinschaft, Oeffentlichkeit, also möglichst wie bisher, und können das Alter als bereichernde Lebensphase erleben und nicht bloss als Verlust.

Einfluss auf unseren Alterungsprozess haben übrigens nur zu 30 Prozent die Gene; der grosse Anteil von 70 Prozent hängt weitgehend davon ab, wie wir unser Leben gestalten und ob wir unsere Fähigkeiten einsetzen. Angenehmer kann das Leben für uns auch sein, weil der alternde Mensch allgemein die Neigung hat, trotz zunehmend erschwerender Umstände mehr Zufriedenheit zu empfinden. Fachleute nennen es „das Wohlbefindensparadoxon“. Dies kann unsern Lebensabend erheitern, birgt jedoch auch das Risiko in sich, dass wir beispielsweise zu lange in unserer althergebrachten Wohnsituation verharren, „es geit mer ja guet“, anstatt rechtzeitig Möglichkeiten ins Auge zu fassen, die uns bei Kräfteschwund besser aufgehoben und begleitet sein lassen. Das kann individuelles Wohnen in einer Alterswohnung sein, angeschlossen an Serviceleistungen, oder eine gemeinschaftliche Wohnform wie Alterswohngemeinschaft, Hausgemeinschaft älterer Leute, Mehrgenerationenhaus. Es kann auch sein, dass Unfall, Krankheit, Gebrechlichkeit den Umzug ins Alters- und Pflegeheim nötig machen. Wie ist meine persönliche Risikofreudigkeit oder -bereitschaft, rechtzeitig Schritte zu tun, und wie kann ich trotzdem darauf achten, möglichst viele meiner mir angenehmen Gewohnheiten beizubehalten? Wie verschieden darauf die Antworten eines jeden Einzelnen lauten können, zeigt uns die Liste „Vielfalt im Alter“ mit gegensätzlichen Eigenschaften, in deren Spannungsfeld sich jedes von uns bewegt. Bin ich eher ein Kreuzfahrer oder ein Stubenhocker? Altersweise oder altersstarrsinnig? Minimalistin oder Sammlerin? Vorausschauend oder „Entscheidungsmuffel“?

Mit viel Wohlwollen und Respekt spricht Frau Schindler von den verschiedenen Faktoren, die es einzubeziehen gilt. So werden auch ihre Kunden in Einzelberatung gut aufgehoben sein und mit ihr massgeschneiderte Lösungen finden können.
Vielen Dank, Frau Schindler für das Ausfächern wichtiger Themen und danke, Bertino, fürs Organisieren.

Hier noch ein paar Tipps auf den Heimweg
Zum Beherzigen: Blatt 19 Tipps zum Wohnen im Alter
Als Lese-Empfehlung: Wilhelm Schmid, Gelassenheit (was wir gewinnen, wenn wir älter werden)

 

PDF der Präsentation zum Download

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