Bericht:
Margrit Berger

Fotos:
Margrit Berger

Abenteuerlicher Spaziergang durch die beleuchtete Aareschlucht

Im komfortablen Reisecar geniessen 27 Reisefreudige eine abwechslungsreiche Vorabendfahrt, fernab der Autobahn, hoch über dem Thunersee, via Stockental und entlang des smaragdfarbenen Brienzersees. Die Landschaft, in weiches Abendsonnenlicht getaucht, zeigt sich von der schönsten Seite; meteorologisch ein gutes Omen für die abendliche Wanderung. Vor der Besichtigung stärken wir uns im Restaurant Aareschlucht West mit Älplermakkaroni und dem obligaten „Öpfelmus“. 

Die Schlucht, die wir erkunden werden, ist die jüngste von ursprünglich sieben, mit einer Länge von 1400 m. An der schmalsten Stelle misst sie gerade mal einen Meter, und die höchste Seitenwand ragt 180 Meter hoch über den Fluss. 1888 wurde die Schlucht zugänglich gemacht, und bereits 1912 kam eine Abendbeleuchtung dazu. 

Allmählich ist Unruhe und Spannung bemerkbar; jetzt heisst es Start, und bereits fallen die ersten Regentropfen. . . Doch das kann uns nicht erschüttern, denn in der Schlucht gibt’s ja bekanntlich Sprühregen. Das Wasserrauschen wird stetig kräftiger, und schon passieren wir auf dem hölzernen Laufsteg eine erste Schmalstelle samt imposanter Beleuchtung. Je tiefer wir eindringen, umso stärker dröhnt das viele Wasser, das sich unter unsern Füssen mit Wucht durch die engsten Stellen zwängt. Trotz Nässe und Kühle gibt’s unendlich viele beleuchtete und beeindruckende Sujets einzufangen; die farbigen Lichteffekte sind ein spektakuläres Erlebnis. Doch Petrus hat noch eine Überraschung für uns bereit: dumpfes Donnergrollen schallt durch die Schlucht, Blitze zucken über die Felswände und ein heftiges Gewitter entlädt sich . . . In Sekundenschnelle verwandelt sich die Schlucht in ein kleines „Inferno“! Das Wasser kommt von oben, von unten, von rechts und links, begleitet von heftigem Wind und plötzlicher Finsternis! Die gurgelnden Aarewellen, graubraun und weiss gesäumt, Wasserfälle, die tosend in die Tiefe stürzen und die vielen kleinen Notlichter der Handys verbreiten eine gespenstische Atmosphäre. Die immense Kraft des Wassers wird überall spürbar; mit grösster Vorsicht und Respekt vor dieser Naturgewalt geht’s bei strömendem Regen auf den Rückweg. Schuhe und Regenschutz halten nicht allem stand. Dankbar, glücklich und reich an einmaligen Eindrücken erreichen alle gesund und munter das schützende Restaurant. Dieses gewaltige Naturschauspiel wird bestimmt nicht so rasch vergessen werden! Unser umsichtiger Chauffeur, der in grosszügiger Weise eine gehbehinderte Pantherin per Rollstuhl durch die Schlucht führte, hatte fürsorglich die Carheizung eingestellt; eine echte Wohltat für die Pudelnassen! And last but not least: vielen Dank, Ursula Rausser, für die liebevolle Betreuung, eine Aufgabe, die du wegen Unpässlichkeit von Marianne Mantel, kurzfristig übernommen hast.  

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