Bericht:
Trudi Kummer

Fotos:
Ursula Hürzeler

Wie die Taubenlochschlucht zu ihrem Namen kam

Zu Beginn unserer Novemberwanderung erzählt uns Ruedi die Sage von La petite colombe: Walter liebte das wunderschöne Mädchen, das man „die Turteltaube“ nannte. Am Tag ihrer Hochzeit tötete der grausame Ritter Ingelram den Bräutigam, um die Braut zu entführen. Diese aber stürzte sich in die Schlucht und sei wie eine weisse Taube hinuntergeschwebt. Liebespaare sollen hier im Frühjahr das sanfte Wehklagen des Mädchens hören.
So eingestimmt fahren wir die Wanderstöcke aus und begeben uns auf den Weg. Eine wundersame Welt tut sich uns auf von Felsen mit schönen Gesteinsfaltungen, von strömendem rauschendem Wasser in Grüntönen und mehreren Wasserfällen. Goldene Blätter leuchten vor grauen Wänden. Wir schreiten staunend voran, besonders packt mich das Tosen des kräftigsten Wasserfalls, diese enorme Wucht! Die Entstehung der Klus geht weit zurück in die Römerzeit, wo sich die Schüss ihren Weg durch die erste Jurakette gefressen hatte. Obwohl Herbst ist und wir kein Liebespaar bei uns haben, horchen wir nach dem Wimmern des Täubchens. Wir werden aufgeschreckt durch ein nervenaufreibendes Fräsen und Quietschen, das wir bei einer Baustelle an der Autobahnbrücke hoch über uns orten. Dann fragt uns ein Mann nach einem Feldstecher, um ein schwarzes menschförmiges Kleiderbündel auf einem Felsvorsprung unterhalb von Gleis und Strasse zu identifizieren. Schaudernd denken wir an einen Unfall oder an den bösen Ingelram. Die Polizei am Handy entwarnt, es sei eine Uebungspuppe der Feuerwehr. Wir schauen hinab auf ein kleines Kraftwerk. Das Restaurant Des Gorges am Ausgang der Schlucht hat für uns geöffnet. Vor der Türe verbietet Ruedi ohne Zwinkern, über Bräschteli und Krankheiten zu sprechen! Wir werden warm empfangen von der Wirtin und einem schönen Feuer im Ofen. Pilzpastetchen, Hackbraten und anderes geniessen wir sehr. Und obschon ich meinen Tischnachbarn nach den Schmerzen in seinem Knie fragen möchte, stoppe ich rechtzeitig…Ruedi Hösli und Paul Baumgartner, es war ein wunderbarer Ausflug, wir danken euch herzlich!

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